Emil der Feather Duster

Gastbeitrag von Gefiederte Freunde

Feather Duster

Dies ist sowohl ein Bericht über diese Erkrankung und als auch die Geschichte über das Leben von Emil, dem Feather Duster ….

Was sind Feather Duster?

Feather Duster sind Wellensittiche mit einem Gendefekt, welcher unter anderem das Gefieder permanent wachsen lässt. Das verbraucht unheimlich viel Energie und ist für den Vogel sehr hinderlich.

Die Vögel sehen aus wie Staubwedel oder Chrysanthemen, was ihnen den Namen beschert hat und sie leiden sehr darunter.

Diese Vögel haben aber noch weitere Probleme, weshalb man unbedingt vermeiden sollte, dass solche Tiere schlüpfen. Die genaue Vererbung ist nicht bekannt, man sollte aber die Eltern und auch die eventuell vorhandenen gesunden Geschwister nicht zur Zucht verwenden, um dieses Unheil zu vermeiden.

Da bei einem Feather Duster das Gefieder permanent wächst, er sich also im Grunde in einer Art Dauermauser befindet, reicht die Energie eines normalen Wellensittichfutters bei Weitem nicht aus. Eine spezielle Mischung muss her, energiereich und mit notwendigen Mineralien- und Vitaminzusätzen.

Emil, der Feather Duster

Die unaufhörlich wachsenden Federn von Emil erreichten ein Vielfaches der normalen Länge und mussten somit ca. 1 mal pro Woche gekürzt werden:

  • um die Augen, damit er etwas sieht
  • um den Schnabel, damit er etwas fressen kann
  • das gesamte andere Gefieder, damit seine Bewegungen nicht eingeschränkt sind.

Auch das Trinkverhalten ist anders als bei normalen Wellis, denn Feather Duster trinken nicht selten 10 ml am Tag. Vielleicht ist ihnen zu warm mit den vielen Federn, vielleicht ist eine Stoffwechselstörung die Ursache? Ich weiß es nicht.

Da Feather Duster sehr unbeholfen sind, fallen sie schnell in den Trinknapf hinein, sind dann klatschnass und erkälten sich womöglich.

Daher habe ich Emil zum größten Teil aus einer Spritze Wasser gegeben. Zum Einen hatte ich so die Menge gut unter Kontrolle und zum anderen konnte ich ihm auf diesem Wege leicht Vitamin- und Mineralzusätze geben.

Probleme über Probleme …

Diese kleinen Unglücklichen haben schon einen schweren Start ins Leben.

Entweder schlüpfen sie gar nicht erst oder versterben schon vor dem Ausfliegen.

Aufgrund ihrer ungewöhnlichen Lautäußerungen (siehe Video) werden sie bei Verlust der Eltern von keiner anderen Mutter angenommen und verhungern jämmerlich. Nur die eigenen Eltern, die dieses Küken ja kennen, ziehen sie auf.

Leider schafft es auch nicht jeder Feather Duster, das selbstständige Fressen zu lernen.

Und wenn sie alle diese Hürden gemeistert haben, können sie doch nicht fliegen und (vermutlich aufgrund eines Kleinhirnschadens) auch nicht klettern, so dass sie wegen ihres abnormen Aussehens und Verhaltens von den anderen Schwarmmitgliedern gemobbt werden.

Ihre ganze Existenz ist also sehr traurig, da sie kein normales Leben führen können.

Vergesellschaftung?!?

Feather Duster haben also eine auffällige Stimmlage und ein auffälliges Gefieder. Außerdem sehen sie – vermutlich aufgrund der vielen Federn vor den Augen – auch nicht besonders gut.

Aber durch ihre motorischen Probleme und die Flugunfähigkeit sind sie das perfekte Opfer für Neckereien anderer Wellensittiche. Das macht ihnen Angst, da sie total unterlegen sind und nach einigen schlechten Erfahrungen reagieren sie sehr aggressiv auf Artgenossen.

Einige Halter von Feather Dustern berichten, dass die Vergesellschaftung mit anderen gehandicapten Wellis funktionieren kann.

Selbst kann ich dazu nichts sagen. Nach einigen erfolglosen Versuchen der Integration von Emil in den Schwarm mit alten und ruhigen Wellis mussten wir einsehen, dass es nicht wie gewünscht funktioniert.

So leisteten wir Emil so gut es ging Gesellschaft. Mit der Zeit gewöhnte er sich absolut an uns und suchte unsere Nähe.

Da er nicht fliegen, aber recht gut balancieren konnte, war er immer mit draußen im Garten und auch sonst häufig dabei. Schließlich musste ja auch der übermäßige Flüssigkeitsbedarf gedeckt werden.

Smilla war einer der wenigen Vögel, mit denen Emil gut auskam. Da sie aber völlig gesund war, kam eine dauerhafte Haltung mit ihm nicht in Frage. Das wäre ihr gegenüber nicht richtig gewesen.

Abschlussbemerkung

Ob es richtig war, weiß ich nicht. Aber bei einer zu erwartenden Lebensdauer von 6-8 Monaten hat Emil knapp 2 Jahre gelebt. Somit wird wohl Einiges richtig gelaufen sein.

Feather Duster werden nicht geschlechtsreif. Man kann sie (zum Glück) auch nicht gezielt züchten. Um diese schreckliche Erkrankung zu verhindern, muss aber man Eltern und Geschwister von der Zucht ausschließen.

Die Meinungen, was man mit solchen Tieren machen sollte, gehen auseinander.

Meiner Meinung nach hatte Emil aber keine Schmerzen und kannte es auch nicht anders. Zudem hatte er Beschäftigung, permanent Gesellschaft und veterinärmedizinisch die beste Versorgung.

Trotz allem denke ich gerne an die leider viel zu kurze Zeit zurück, die Emil der Feather Duster, bei uns verbringen konnte.

Gefiederte Freunde

Gefiederte Freunde

Gastautorin dieses Beitrags

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