Richtige Ernährung

Ernährung

In der freien Wildbahn variiert das Nahrungsangebot je nach Jahreszeit sowie Regen- und Trockenperioden erheblich.

Auch wenn der Wellensittich zu den Körnerfressern zählt, stehen neben einer Vielzahl von Wildsamen, auch junges Blattgrün, Knospen, Rinde und Wildfrüchte auf seinem Speiseplan. In Zeiten mit einem erhöhten Nährstoffbedarf, wie der Brutperiode und der Kükenaufzucht, werden auch tierische Proteine, wie z.B. Insekten, nicht verschmäht.

Wer sich das handelsübliche Wellensittichfutter genauer anschaut, wird schnell feststellen, dass dieses überhaupt nicht dem wechselndem Nahrungsangebot in der Natur entspricht.

Wellensittiche die ausschließlich die handelsüblichen Körnermischungen erhalten, können damit zwar einige Jahre überleben, aber eine solche einseitige Ernährung ist alles andere als artgerecht.

Die Folgen einer unzureichenden und nicht artgerechten Ernährung sind vielfältig. Einige Beispiele hierfür sind Mauserstörungen, Übergewicht, Nieren- und Leberschäden. Zudem wird durch den Vitamin- und Eiweißmangel das Immunsystem des Wellensittichs geschwächt, so dass er Krankheitserregen kaum etwas entgegen zu setzen hat.

Damit der Wellensittich in der Obhut des Menschen gesund bleibt, ist eine vollwertige und abwechslungsreiche Ernährung unabdingbar.

Körnerfutter

Bestandteile

Mögliche Inhaltsstoffe

  • Kohlenhydratreiche Samen: Hirse, Glanz- bzw. Spitzsaat, Hafer, …..
  • Ölsaaten (max. 5%): Leinsamen, Hanf, Negersaat, Sesam …..
  • Proteinreiche Samen: -/- (zu groß bzw. hart für Wellensittiche)
  • Gräser und Saaten: Wiesengräsersamen, Salatsamen, Kräutersamen, ….
  • Kräuter und Blätter: Küchen- und Wildkräuter, Eukalyptusblätter, …..
  • Blüten: Klee, Ringelblume, Kamille, Orangenblüten, …..

Unerwünschte Inhaltsstoffe

  • Öle und Fette
  • Zucker bzw. Honig
  • Bäckereinebenerzeugnisse
  • pflanzlichen Nebenerzeugnisse und Proteinextrakte
  • Milch und Molkereierzeugnisse
  • tierische Proteine (nur für Brut und Jungenaufzucht notwendig!) 

Handelsübliches Futter

Trotz vollmundiger Versprechen sind die handelsüblichen Körnermischungen bekannter Herstellung in der Regel nicht artgerecht. Abgesehen von einer einseitigen Ernährung wird bei diesen auch nicht berücksichtigt, dass Wellensittiche in der Obhut des Menschen einen deutlich geringeren Energiebedarf haben als in freier Wildbahn. Als Folge davon leiden dann viele Wellensittiche an Übergewicht und den damit verbundenen Folgeerkrankungen bis hin zur Flugunfähigkeit.

Futtervergleich

Zusammensetzung

Einige der Produkte enthalten manchmal sogar Kräuter usw., die dann aber oft aufgrund der geringen Menge auf den ersten Blick gar nicht erkennbar sind.

Was man in der Regel nur selten oder gar nicht findet sind Gräser und andere Saaten, die eine wichtige kalorienarme und abwechslungsreiche Ergänzung zu den ansonsten energiereichen Inhaltsstoffen darstellen.

Hier einige Beispiele bekannter Hersteller:

Zusammenfassung: Saaten, Getreide, Mineralstoffe, Milch und Molkereierzeugnisse, pflanzlicher Proteinextrakt, Algen, Öle und Fette, Gemüse

Zusammenfassung: Hirse, Saaten, Mineralstoffe, Gemüse, Petersilie, Thymian, Spitzwegerich, Eukalyptusblätter, Öle und Fette, Hefen

Zusammenfassung: Plata Hirse, Rote Hirse, Silberhirse, Haferkerne, Glanzsaat, Leinsamen, Cardy, Nigersamen

Zusammenfassung: Saaten, Bäckereiprodukte, Getreide, Früchte, Mineralstoffe, pflanzliche Nebenerzeugnisse, Öle und Fette , Honig, Gemüse, pflanzliche Proteinextrakte, Hefen, Insekten, Eier und Eiererzeugnisse, Weich- und Krustentiere

Zusammenfassung: gelbe Hirse, rote Hirse, Glanzsaat, Haferkerne, schwarze Hirse, Leinsaat, Hafer, Negersaat, gesunde Saaten, Algen, Calciumgluconat

Artgerechte Futtermischungen

Eine artgerechte Futtermischung sollte nicht nur eine Auswahl mehrerer Hirsesorten und Glanzsaat enthalten, sondern auch Samen verschiedener Wiesengräsern sowie andere Saaten (z.B. Kräuter- u. Salatsamen). Zusätzlich sind neben Eukalyptusblättern auch unterschiedliche geeignete Kräuter (z.B. für Gefiederbildung) empfehlenswert.

Zusätzlich sollten von dem Anbieter artgerechter Futtermischungen verschieden energiereiche Körnermischung für Innen- und Außenhaltung zur Verfügung gestellt werden.

Empfehlungen

Als Beispiel Körnermischungen, die ich selber verfüttere:

Claus - Primus Basis

Zusammensetzung: Silberhirse, La Plata Hirse, Japanhirse, Rote Hirse, Senegalhirse, Grüne Hirse, Mohairhirse, Mannahirse (60%), Glanzsaat (25%), Wiesenschwingel, Pagima Green und Knaulgras (10%), Haferkerne, Kräuter

🠚 Claus – Primus Basis

Körnermischung Welli-Fit

Zusammensetzung: Plata-Hirse (25 %), Grassamen (20 %), Kanariensaat (20 %), Silberhirse (10 %), Rote Hirse (10 %), Senegalhirse (5 %), Grüne Hirse (5 %), Haferkerne (5 %)

🠚 Mr. Crumble – Welli-Fit mit Grassamen

Fütterung

Jeder Wellensittich sollte am Tag ca. 2 Teelöffel ( = 10g) der Körnermischung bekommen.

Ich empfehle hierfür die Verwendung eines geeigneten Messlöffels aus Edelstahl der jeweils die Portion für einen Wellensittich fasst.

Messlöffels aus Edelstahl

Um unnötige Streitereien zu vermeiden, sollte für jeden Wellensittich ein Futternapf und für alle zusammen mindestens ein Trinknapf zur Verfügung stehen. Bei mir hat sich hierfür eine sogenannte Futterbar bewährt, die dann noch durch einen entsprechenden Wassernapf ergänzt werden kann.

Futterbar und Wassernapf

Grundsätzlich empfiehlt es sich die Futternäpfe jeden Tag komplett auszuleeren und mit neuem Futter zu füllen.

Auch wenn es oft so scheint, dass die Näpfe noch Futter enthalten, handelt es sich in der Regel nur noch um Spelzen ( = Schalen der Körner) oder die verbliebenen Körnen liegen unter einer Schicht von Spelzen, so dass die Wellensittiche diese nicht mehr erreichen können. Somit könnten diese sogar verhungern, wenn sie keine neuen Körner erhalten.

Anstatt das alte Futter gleich zu entsorgen, ist es auch möglich dieses zu sammeln, um es später von den Spelzen zu befreien. Dazu stehen einem mehrere Möglichkeiten zur Verfügung:

  • Spelzen durch Pusten entfernen (nur eingeschränkt zu empfehlen)
  • Handstaubsauger (saugt z.T. auch Körner auf)
  • Futterreinigungsmaschine (nicht billig, aber effektiv)
Futterreinigungsmaschine

Frischfutter

Während die Körnermischungen die Grundlage zur Ernährung der Wellensittiche bilden, stellt das Frischfutter eine wichtige, um nicht zu sage eine unverzichtbare, Ergänzung dar.

Das Frischfutter weist in der Regel einen hohen Gehalt an wichtigen Nährstoffen, wie Vitaminen und Mineralstoffen auf.

Nachdem die Wellensittiche in der freien Natur regelmäßig grüne Pflanzenteile, Knospen, Blüten, Früchte und Baumrinde aufnehmen, ist es wichtig, dass diese auch in menschlicher Obhut entsprechendes Frischfutter erhalten.

Geeignetes Frischfutter

Grünfutter

Welli mit Löwenzahn

Grünfutter ist in der Regel besonders reich an Vitaminen, Mineralstoffen und vielen anderen Wirkstoffen, die sich positiv auf die Gesundheit der Wellensittich auswirken können.

Hierzu zählen:

Gemüse

Gemüse & Salat

Die verschiedenen geeigneten Gemüsesorten enthalten meist kein Fett, nur wenig Proteine und Kohlenhydrate, womit sie nur einen geringen Brennwert (Kalorien) aufweisen. Stattdessen sind sie reich an Vitaminen und Mineralstoffen.

Geeignet sind viele Wurzel- und Fruchtgemüse.

Zwiebelgemüse und alle Blattkohlsorten sollten hingegen nicht verfüttert werden.

Wildfrüchte & Obst

Wildfrüchte & Obst

Früchte enthalten zwar viele Vitamine, Mineralstoffe und andere Inhaltsstoffe, aber auch eine nicht unerhebliche Menge Fruchtzucker. Somit sollten diese nur in geringen Mengen verfüttert werden.

Dafür kommen sowohl Wildfrüchte als auch einige heimische Obstsorten in Frage.

Gewöhnung an Frischfutter

Viele Wellensittiche die kein Frischfutter (z.B. vom Züchter) kennen, stehen diesem erstmal skeptisch gegenüber.

So kann es nötig sein, diese erst einmal daran zu gewöhnen. Dazu ist viel Geduld nötig, da man das Frischfutter dazu immer wieder anbieten muss, bis irgendwann die Neugier siegt bzw. sie (z.B. durch Untermischen) auf den Geschmack kommen.

Dafür stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:

  • Frischfutter mittels einer Futterklammer neben den Sitzstangen platzieren.
  • Gemüse zerkleinern bzw. hobeln und unter das Körnerfutter mischen.
  • Kräuter klein schneiden und unter das Körnerfutter mischen.
  • Gemüse, wie z.B. Gurkenscheiben, mit Körnerfutter „panieren“ und anbieten.
Futterklammer neben der Sitzstange
Futterklammer
Zerkleinertes Gemüse mit Körnern
Zerkleinert
Panierte Gurke mit Körnern
„Paniert“

Fütterung

Frischfutter kann in der Regel mehrmals in der Woche oder sogar täglich zur freien Aufnahme angeboten werden.

Allerdings sollte Frischkost mit einem hohen Gehalt an ätherischen Ölen (z.B. Küchenkräuter) bzw. Fruchtzucker (z.B. Obst) höchstens 1-2mal die Woche verfüttert werden.

Grümfutter

Zusätzliches Futter

Kolben- & Rispenhirse

Kolben- und Rispenhirse stellen Belohnung und Beschäftigung gleichzeitig dar. Diese eignet sich in der Regel gut, um die Wellensittiche an die Hand oder an neue Spielzeuge zu gewöhnen.

Nachdem Wellensittich Kolben- und Rispenhirse nicht nur aus Hunger fressen, sollte diese sich nicht ständig verfügbar sein und es empfiehlt sich diese nur in kleinen Mengen oder nur für einen beschränkten Zeitraum anzubieten.

Kolben- & Rispenhirse

Meine Empfehlung ist es Kolbenhirse nur aus der Hand zu füttern. Rispenhirse hingegen eignet sich für die Gewöhnung an den Finger als Landepunkt.

Knabberstangen & Snacks

Handelsübliche Knabberstangen und Wellensittich-Snacks sind meist nicht zu empfehlen, da diese fast immer unerwünschte Inhaltsstoffe aufweisen.

Zusammensetzung: Saaten, Getreide, Honig, Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse, Mineralstoffe, Öle und Fette, Früchte, Zucker, Milch und Molkereierzeugnisse, Pflanzliche Nebenerzeugnisse, Eier und Eierzeugnisse.

Wenn man diese trotzdem verwenden will, sollte man genau auf die Inhaltsstoffe achten und diese nicht dauerhaft zur freien Aufnahme anbieten.

Als Alternative bietet es sich an Knabber-Snacks für die Wellensittiche selber zu machen. Geeignete Rezepte findet man unter Wellensittich-Snacks.

selbstgemachte Knabbersnacks

Knabberringe

Die meisten der handelsüblichen Knabberringe sind von den Inhaltsstoffen und von der Größe her auf Nager ausgerichtet und somit nur bedingt für Wellensittiche geeignet.

Auch hier bietet es sich an wellensittichgeeignete Knabberringe selber herzustellen. Geeignete Rezepte findet man unter Knabberringe.

selbstgemschte Knabberringe

Nahrungsergänzung

Grit

Auch wenn Grit eigentlich kein Nahrungsmittel darstellt und auch nicht verdaut werden kann, stellt dieser einen unverzichtbaren Bestandteil in der Ernährung der Wellensittiche dar, da dieser für die Zerkleinerung der Nahrung im Muskelmagen unverzichtbar ist.

Wenn dem Wellensittich nicht ausreichend Grit zur Verfügung steht, kommt es innerhalb kurzer Zeit zu Verdauungstörungen.

Schälchen mit Grit

Auch wenn Grit oft im Vogelsand enthalten ist, empfiehlt es sich aus hygienischen Gründen diesen auch in einem extra Napf anzubieten.

Mineral- bzw. Picksteine

Mineral- bzw. Picksteine dienen nicht nur als Wetzstein für den Schnabel, sondern stellen auch eine wichtige Mineralstoffquelle dar.

Mineralsteine

Für Wellensittiche benötigt man kleinkörnige Mineralsteine.

  • Wetzstein für den Schnabel
  • Mineralstoffquelle
  • Aufnahme von Grit (Magensteinchen)

Ich empfehle hierfür den MineralsteinNatMin 65W“ (65g).

selbstgemachte Gritsteine

Unerwünschte Inhaltsstoffe bei einem Mineralstein wären Gips, Zement, Knochenmehl (Gelatine) als Bindemittel oder auch Honig.

Mineralstoffstein auf Lehmbasis

In der freien Natur nehmen Papageien und Sittiche auch ton- und lehmhaltige Erde auf. Diese enthält nicht nur Mineralstoffe, sondern ist auch durch die unregelmäßige Oberfläche kleinster Gesteinspartikel in der Lage Nahrungsgifte und schädliche Stoffwechselprodukte zu binden.

Somit empfiehlt es sich neben einem normalen Mineralstein zusätzlich noch einen Lehmstein anzubieten.

  • Wetzstein für den Schnabel
  • Mineralstoffquelle
  • Abbau von Nahrungsgiften und schädliche Stoffwechselprodukten
selbstgemachter Lehmstein

Hierfür eignet sich z.B. dieser „Lehm-Mineral Pickstein“ (75g) oder dieser „Mineralstein“ (6x6cm).

Jodsteine

Diese Jodsteine stellen, wie der Name schon sagt, eine zusätzliche Quelle für das Spurenelement Jod dar. Ansonsten ist dieser in erster Linie auch ein Lieferant für Calcium und andere Mineralsstoffe.

Da ein Jod-Mangel eigentlich nur bei Wellensittiche mit einer einseitigen Ernährung (nur Körnerfutter) sollte ein Jodstein eigentlich nicht notwendig sein.

Sepiaschalen

Sepiaschalen sind der Rückenschulp von Tintenfischen und stellen zwar einen guten Kalklieferant dar, sind aber auch sehr salzhaltig. Nachdem diese leider sehr grobporig sind, bieten sie Krankheitserregern und Pilzen eine geeignete Brutstätte.

Sepiaschalen
Wer diese trotzdem seinen Wellensittichen anbieten will, sollte sie unbedingt mehrere Stunden wässern, um den Salzgehalt zu senken und diese zudem noch stark erhitzen, um Krankheitserreger und Pilze abzutöten.

Mineralstoff- und Vitaminpräparate

Wenn der Vitamin- und Mineralstoffbedarf nicht durch Frischfutter gedeckt werden kann oder eine Unterversorgung an bestimmten Stoffen (z.B. Vitamin D – Mangel durch zu wenig UV-Strahlung) kann es notwendig werden, entsprechende Präparate zur Nahrungsergänzung einzusetzen um den Mangel zu beheben.

Hierfür kann man z.B. das Präparat “Korvimin ZVT + Reptil” oder „PRIMUS VITAL“ (zuckerfrei) verwenden.

Zur Vorsorge wäre es zudem auch möglich ein Ergänzungsfuttermittel zur freien Aufnahme anzubieten, das Grit mit entsprechenden Mineralstoffen und Vitaminen kombiniert.

Primus Vital von Claus

Keimfutter

Durch das Keimen werden die Körner vitaminreicher und leichter verdaulich. Man kann dieses mit Keimgläsern selber herstellen oder auch als fertiges Keimfutter kaufen.

Das Keimfutter kann zusätzlich zu der normalen Portion Körnerfutter angeboten werden. Allerdings sollte es sich dabei nur um kleine Mengen handeln, da dieses relativ schnell verdirbt.

Keimfutter von Claus
  • Unerwünschte Inhaltsstoffe
  • Überflüssige, unnötige oder fragwürdige Inhaltsstoffe
  • Nicht aussagekräftige Sammelbegriffe für möglicherweise billige Inhaltsstoffe
  • Fettreiche Samen (Ölsaaten)
  • H.-J. Kühne: „Die Ernährung der Papageien und Sittiche“, S. 53ff. / S. 84ff.
  • D. Quinten: „Ziervogelkrankheiten“, S. 29ff.

Zusätzliche Information: