Gewöhnung an den Menschen

Gewöhnung an den Menschen

Die Gewöhnung an den Menschen erfordert in der Regel viel Zeit und Geduld. Wenn man allerdings nicht wirklich weiß, was man da tut, kann man auch schnell das Gegenteil erreichen.

Wie schnell man vom Wellensittich als Schwarm-Mitglied akzeptiert wird und dieser zu einem Zutrauen fasst, hängt im Grunde genommen schon von der Eingewöhnungsphase ab.

Eingewöhnung

Ankunft

Wenn man einen neuen Wellensittich geholt hat, sollte man sich möglichst nichts Anderes für den Rest des Tages vornehmen, damit dieser seinen “Felo” (Federlose) in Ruhe kennenlernen kann.

Nachdem man die Transportbox in den Quarantänekäfig gestellt und vorsichtig geöffnet hat, sollte man, so schwer es auch fällt, abwarten, bis er alleine herauskommt.

Bitte niemals versuchen den Wellensittich selber “herauszuholen” !

Die ersten Stunden …

Danach sollte man sich erst einmal vom Käfig fernhalten, bis er ausreichend Zeit hatte sich zu beruhigen und an die neue Umgebung zu gewöhnen. In dieser Zeit kann man immer wieder leise (!) mit ihm sprechen, damit er sich an den Klang der Stimme gewöhnt.

Radio, Fernseher und alles andere was laute Geräusche produziert, sollte in den ersten Stunden vermieden werden.

Erste Schritte …

Sobald der Wellensittich beginnt den Käfig zu erkunden, kann man sich vorsichtig, d.h. langsam und mit ruhigen Bewegungen, dem Käfig nähern. Hierbei sollte man die ganze Zeit die Reaktion des Vogels im Auge behalten und beruhigend auf ihn einreden.

Sollte dieser z.B. zurückweichen oder in einer anderen Art ängstlich reagieren, sofort stehen bleiben und langsam einen Schritt zurückgehen.

Das Ganze wiederholt man in Abständen immer wieder, bis er einen nahe an den Käfig heranlässt.

Quarantänekäfig mit Emil

Viel weiter wird man in der Regel am ersten Tag nicht kommen. Trotzdem ist es wichtig möglichst viel Zeit im gleichen Raum zu verbringen und immer mal wieder leise mit ihm zu reden.

Andere Wellensittiche

Nachdem sie der neue Wellensittich beruhigt hat, ist es natürlich auch möglich die anderen Artgenossen fliegen zu lassen, so dass diese Kontakt aufnehmen können. Wahrscheinlicher ist es aber, dass der Neuzugang erst einmal komplett ignoriert wird.

Wenn der Neuzugang wiederholt gefressen hat und somit weiß, wo dieses zu finden ist, kann diesen auch fliegen lassen. Oft ist es sinnvoll beim ersten Versuch die anderen Wellensittiche noch im Käfig zu lassen, so dass dieser die anderen erst mal durch die Gitterstäbe “beschnuppern” kann.

Quarantänekäfig mit Besuch

Später kann man natürlich auch seine Artgenossen fliegen lassen, so dass sie beim Freiflug die Gelegenheit haben, sich aneinander zu gewöhnen. In der Regel werden diese den Neuzugang erst einmal ignorieren oder auch die Flucht ergreifen, wenn er Kontakt aufnehmen will.

Man lässt die Wellensittich solange immer wieder miteinander fliegen, bis sie den Neuzugang mit in den Käfig nehmen bzw. seine Anwesenheit dort ohne Einschränkungen akzeptieren. Ab diesem Zeitpunkt kann man den Quarantäne-Käfig wieder wegräumen.

Gewöhnung an die Hand

Wann man mit der Gewöhnung an die Hand beginnen kann, hängt vom Charakter des Wellensittichs ab, also wie entspannt oder ängstlich er auf Menschen reagiert. Voraussetzung ist natürlich, dass man sich ohne Probleme dem Käfig nähern kann.

Es heißt oft, dass die Hand nichts im Käfig zu suchen hat. Das hat durchaus seine Berechtigung, wenn man nicht wirklich weiß, was man da macht. Denn dabei kann man viel “kaputt machen” und genau das Gegenteil, von dem erreichen, was man eigentlich will.

Mia auf der Hand mit der Kolbenhirse
Bevor man also mit der Gewöhnung an die Hand beginnt, sollte man sich unbedingt klar machen, dass der Käfig ein Rückzugsort für den Wellensittich ist, wo er sich sicher fühlen muss.

Die wichtigsten Regeln für eine erfolgreiche Gewöhnung sind:

  • stets langsame und ruhige Bewegungen
  • genaues Beobachten der Reaktionen des Wellensittichs

Der erste Schritt ist, dass Wellensittich merkt, dass die Hand ungefährlich ist und meist auch noch leckere Dinge, wie Kolbenhirse, dabei hat.

  1. Man bewegt die Hand mit der Kolbenhirse langsam und vorsichtig in den Käfig. Sobald ein Wellensittich auch nur Anzeichen zeigt, dass er zurückweichen will, stoppen und die Hand langsam ein Stückchen zurück ziehen. Nach einiger Zeit die Hand wieder langsam wieder herausziehen.
  2. Das Ganze wiederholt man solange, bis die Wellensittiche die Hand im Käfig dulden, ohne zurückzuweichen.
  3. Als Nächstes kann man dann versuchen, die Hand in Richtung der Stange zu bewegen. Dabei muss man natürlich wieder genaustens auf die Reaktionen der Wellensittiche achten und entsprechend reagieren.
  4. Das wiederholt man wieder in Abständen solange, bis sie einen nahe genug an die Stange lassen.
  5. Danach bietet man ihnen immer wieder mit der Hand die Hirse an, bis sie sich trauen davon zu fressen. Wen keiner frisst, die Hand nach einiger Zeit wieder langsam herausziehen und es ein anderes Mal wieder probieren.
  6. Wenn die Wellensittiche von der Hand fressen, die Hirse jedes Mal ein Stückchen weiter von der Stange entfernt anbieten, so dass diese darauf springen müssen. Wenn sich keiner traut, die Hand natürlich wieder ein Stückchen annähern.

Anfliegen des Fingers

Der zweite Schritt ist, dass der Wellensittich selber zu der Hand mit der Hirse kommt und diese auch aus größeren Entfernungen anfliegt. Auch hier gelten die gleichen Regeln und es muss stets genau auf die Reaktionen des Wellensittichs geachtet und entsprechend reagiert werden.

Hierfür biete ich nicht mehr Kolbenhirse auf der Hand an, sondern verwende Rispenhirse, da es damit möglich ist, sie gezielt den Finger anfliegen zu lassen. Natürlich wäre es auch möglich, sie weiterhin mit Kolbenhirse auf die Handfläche zu locken.

Mio & Elliot auf dem Finger
  1. Falls die Wellensittiche noch keine Rispenhirse kennen, diese erst einmal so anbieten, damit sie “auf den Geschmack” kommen.
  2. Genauso wie vorher mit der ganze Hand im Käfig, nun die Rispenhirse und den Finger den Wellensittichen anbieten.
  3. Wenn sie die Hirse vom Finger fressen, diesen wieder schrittweise weiter entfernen.
  4. Wenn es im Käfig klappt, probiert man das Ganze im Freiflug, indem man anfangs mit dem Finger nahe herangeht und später den Abstand immer weiter vergrößert.
  5. Bei den Übungen während des Freifluges sollte man diese dann immer mit dem gleichen Wort, z.B. “Komm!”, locken. Sobald die Abstände größer werden, kann man sie dann mit diesem Wort auf die Hirse aufmerksam machen.

Mit regelmäßiger Übung und viel Geduld, kann man die Wellensittiche meist dazu bringen, auf den Finger zu fliegen, wenn sie die Hirse sehen oder das Wort “Komm” hören.

Erfolgreiche Gewöhnung an den Menschen

Wie sehr man einen Wellensittich an den Menschen gewöhnen kann, hängt natürlich auch vom Charakter des Wellensittichs ab. Bei besonders ängstlichen oder schreckhaften Wellensittiche kann es womöglich Monate dauern oder es kann auch sein, dass sie nie vollständig Vertrauen fassen.

Wenn ein Wellensittich sich ohne Angst am Schnabel oder am Bauch streicheln lässt, hat man wohl alles richtig gemacht.

Dabei muss man natürlich berücksichtigen, dass manche Wellensittiche es gar nicht mögen, wenn man ihr Federkleid mit dem Finger durcheinander bringt. In diesem Fall sollte man sich auf den Schnabel beschränken

Der Rest, z.B. wie weit man als Schwarmmitglied akzeptiert wird, hängt ab diesem Zeitpunkt vom einzelnen Wellensittich ab und als Mensch hat man dann nur noch wenig Einfluss darauf.

Mio und Emil auf der Schulter

Abschließend kann man nur sagen, dass die Gewöhnung an den Menschen viel Ruhe, Zeit und Geduld erfordert. Je nach Charakter des Wellensittichs und der Erfahrung des Menschen kann es sich dabei um Tage, Wochen oder sogar Monate handeln.

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