In vielen Gruppen und Foren werden jede Menge Empfehlungen von selbsternannten Experten verbreitet, die leider meist jeglicher Grundlage entbehren und oft sogar den Wellensittichen schaden können.
Daher sollen in dieser FAQ zur Wellensittichhaltung häufige Fragen beantwortet und falsche Empfehlungen mit Fakten widerlegt werden.
FAQ – Wellensittichhaltung
Kräuter mit viel ätherischen Ölen (z.B. Küchenkräuter) bzw. auch viele Heilpflanzen dürfen die Wellensittiche höchstens 1-2 mal in der Woche bekommen.
Diese sind in kleinen Mengen zwar gesund, in großen Mengen aber ungesund oder sogar giftig. Wie bei Medikamenten bzw. Heilpflanzen gilt auch hier: „Die Menge macht das Gift“.
Bei Kohl muss man unterscheiden. Während man Blumenkohl, Brokkoli und Kohlrabi samt deren Blätter bedenkenlos verfüttern kann, gilt das nicht für Blattkohl (z.B. Rot-, Grün- u. Weißkohl).
Alle Blattkohlsorten können bei Papageien und Sittichen Verdauungsstörungen hervorrufen.
[ ⇒ „Die Ernährung von Papageien und Sittichen“ S. 72f.]
[ ⇒ „Futterpflanzen für Vögel“ S. 13 ]
[ ⇒ „Futterpflanzen für Vögel“ S. 173f. u. 184f. ]
Bei der Eibe sind alle Pflanzenteile giftig (v.a. Kerne), mit Ausnahme des roten Fruchtfleisches. Wildvögel schlucken die giftigen Kerne komplett und scheiden diese dann wieder unbeschadet aus.
Wellensittiche entspelzen oder „knacken“ ihre Körner, wodurch das Gift aus den Kernen der Eiben-Frucht in den Organismus gelangt.
[ ⇒ „Vogelfutterpflanzen aus Natur und Garten“ S. 131 ]
Man durchaus ein anderes Einstreu, wie z.B. Buchholzgranulat, verwenden.
Allerdings muss dann unbedingt separat ein Napf mit Grit zur Verfügung gestellt werden, da dieser für die Verdauung benötigt wird und nicht mehr über den Vogelsand aufgenommen werden kann.
[ ⇒ „Ziervogelkrankheiten“ S. 35 ]
[ ⇒ „Die Ernährung von Papageien und Sittichen“ S. 87f. ]
Zum einen kann noch flüssiges Harz die Federn verkleben und zum anderen kann es v.a. bei Jungtieren eine normale Verdauung verhindern.
So sind z.B. bei Graupapageien, die frische Kiefernzweige bei der Jungenaufzucht zur Verfügung hatten, die Küken sogar daran gestorben.
Man kann davon ausgehen, dass das Verdauungssystem der Wellensittiche noch empfindlicher ist, als das bei Papageien.
[ ⇒ „Die Ernährung von Papageien und Sittichen“ S. 78 u. S. 98 ]
[ ⇒ „Futterpflanzen für Vögel“ S. 142ff. ]
Kopfsalat aus dem Handel ist oft mit Spritzmitteln belastet und muss in jedem Fall gründlich gewaschen werden. Dieser kommt v.a. im Wintern aus dem Gewächshaus und weist meist einen hohen Nitratgehalt (auch BIO!) auf.
Zudem enthalten Eisberg- und Kopfsalat leider keine nennenswerten Mengen an Vitaminen und Mineralien.
Pflücksalat hingegen gehört zu den Blattgemüsen und weist so einen höheren Nährstoffgehalt auf und ist somit die bessere Wahl.
[ ⇒ „Futterpflanzen für Vögel“ S. 207ff. ]
Die meisten handelsüblichen Futtermischungen sind sehr einseitig, kalorienreich und entsprechen in keiner Weise dem Nahrungsangebot in freier Natur. Diesen fehlen meist Gras-, Salat- und Wildsamen bzw. enthalten unerwünschte Inhaltsstoffe.
Wellensittiche können zwar trotz dieser einseitigen Ernährung einige Jahre in der Obhut des Menschen überleben, aber eine artgerechte Fütterung ist das nicht.
Zudem ist eine solche Ernährung der Auslöser bzw. die Ursache vieler Erkrankungen, von Übergewicht oder Mauserstörungen.
Aber auch bei „artgerechten“ Körnermischungen ist die Gabe von Frischfutter unerlässlich, um fehlende Vitamine und Mineralstoffe zu ergänzen.
[ ⇒ „Ziervogelkrankheiten“ S. 29ff. ]
[ ⇒ „Körnermischungen“ (Blog) ]
[ ⇒ „Handelsübliche Produkte“ (Blog) ]
Bei Spielzeugfarbe handelt es sich um sogenannte „speichelfeste Farbe“, die nur gewährleistet, dass diese beim Kontakt mit Speichel keine Schadstoffe abgibt.
Wellensittiche knabbern aber an den Spielzeugen und können somit Farbsplitter verschlucken, die dann ins Verdauungssystem gelangen.
Natürlich gibt es bei Spielzeugfarbe auch Grenzwerte, was Schadstoffe betrifft, aber diese beziehen sich auf das Körpergewicht von Menschen und nicht auf das von Wellensittichen.
[ ⇒ „Speichelfeste Farbe – DIN EN 71-3“ (DIN.de) ]
Megabakteriose wird nicht durch Obst, sondern durch einen Pilz (Macrorrhabdus ornithogaster) verursacht.
Der Erreger wird nur durch das Füttern (Nestlinge bzw. Partnerfütterung) weitergegeben und der Ausbruch der Erkrankung ist oft auf Stresssituationen (Mauser, Mangelernährung, Verlust des Partners, usw.) zurückzuführen.
Richtig ist allerdings, dass an Megabakteriose erkrankte Wellensittiche keine zuckerhaltige Nahrung, also auch kein Obst, erhalten sollten.
[ ⇒ „Ziervogelkrankheiten“ S. 86f. ]
[ ⇒ „Basisversorgung von Vogelpatienten“ S. 96f. ]
Die Behandlung von Räude- bzw. Grabmilben muss durch einen Tierarzt mittels zweier Spot-On im Abstand von 10 Tagen erfolgen.
Eine Behandlung mit Paraffinöl, Vaseline, Produkten aus dem Handel oder „Hausmitteln“ ist nicht nur unzuverlässig, sondern setzt die Wellis unnötigen Stress aus und kann diesen sogar schaden, wie z.B. bei Milbensprays.
[ ⇒ „Basisversorgung von Vogelpatienten“ S. 104f. ]
Insbesonders Milbenspray schadet den Wellensittichen deutlich mehr, als dass es hilft.
Beim Sprühen gelangt der giftige Sprühnebel in die Luftwege und später beim Putzen ins Verdauungssystem.
Die Behandlung von Räude- bzw. Grabmilben muss durch einen Tierarzt mittels zweier Spot-On im Abstand von 10 Tagen erfolgen.
[ ⇒ „Basisversorgung von Vogelpatienten“ S. 104f. ]
Zweige von Nadelbäumen, wie Fichte, Tanne oder Kiefer, sind für Holz schreddernde Vögel wegen der darin enthaltenen Harze nicht als Futterpflanzen geeignet.
[ ⇒ „Futterpflanzen für Vögel“ S. 142ff. ]
Nicht alles, was für Menschen bekömmlich ist, muss auch zwangsläufig für Wellensittiche geeignet bzw. gesund sein.
So kann zum Beispiel Blattkohl zu Verdauungsstörungen führen oder einige Gemüsesorten, wie z.B. Bohnen, sind im Rohzustand giftig. Auch viele Obstkerne können giftig sein, wenn sie geknackt oder zerbissen werden.
☠ Der Verzehr von Avocado hingegen kann sogar tödlich enden.
[ ⇒ „Futterpflanzen für Vögel“ S. 13 ]
Warum kann ich nicht Zweige von allen Obstbäumen verfüttern?
Es heißt doch überall, dass Obstbäume unbedenklich sind.
[ ⇒ „Futterpflanzen für Vögel“ S. 193ff. ]
Ob das eine gute Idee ist, hängt eigentlich nur davon ab, ob man „besonders bunte“ Wellensittiche mag.
Vor allem bei Roter Beete darf man allerdings anschließend nicht erschrecken, wenn man danach „farbenfrohen“, also roten Kot im Käfig vorfindet.
[ ⇒ „Die Ernährung von Papageien und Sittichen“ S. 71 ]
Rottöne sind bei Wellensittichen genetisch bedingt nicht möglich. Diese können nur den Gefiederfarbstoff „Melanin“ (Schwarz / Braun & Blaufärbung1erzeugt durch Mikrostrukturen) und den Gefiederfarbstoff „Psittacin“ (Gelbfärbung) produzieren. Die Kombination beider Farbstoffe hat das grünes Gefieders zur Folge. Andere Farbvarianten entstehen, wenn einer (oder beide) der Farbstoffe nicht in die Federn eingelagert wird.
Geschlossene Schlafhäuser oder alles andere, was einer „Höhle“ ähnelt, wird von Wellensittichen gerne als Bruthöhle genutzt.
Nachdem Wellensittiche opportunistische Brüter sind, legen diese nur Eier, wenn günstige Bedingungen vorherrschen und eine Bruthöhle vorhanden ist.
Aufgrund der vielen möglichen Probleme sollte man das Aufziehen von Küken unbedingt einem erfahrenen Züchter überlassen.
[ ⇒ „Verhalten und Fortpflanzung“ (Wikipedia) ]
[ ⇒ „Gefahren beim Züchten“ (Blog) ]
Bei beiden Pflanzen ist große Vorsicht geboten.
Zwiebeln können zwar in winzigen Mengen und höchstens 1 mal in der Woche verfüttert werden, aber bei täglicher Gabe oder zu großen Mengen ist diese für Vögel sehr ungesund.
Diese enthalten zum einen Diphenylamin, das bei Überdosierung zu Nierenschäden zur Folge hat und zum anderen S-Methyl-Cystein-Sulfoxid, was zu Blutarmut bzw. dem Platzen von Blutkörperchen führen kann.
Knoblauch kann auch in winzigen Mengen ab und zu als Medikament verabreicht werden, aber auch hier ist zu viel schädlich.
Eine empfohlene Menge für Vögel gibt es bisher nicht. Bei Katzen und Hunden beträgt diese 4g. Würde man das auf das Körpergewicht eines Wellensittichs umrechnen, käme man auf etwa 0,04g bzw. 40mg.
[ ⇒ „Futterpflanzen für Vögel“ S. 202f. ]
[ ⇒ „Vogelfutterpflanzen aus Natur und Garten“ S. 133 ]
[ ⇒ „Futterpflanzen für Vögel“ S. 183f. ]
Literatur
- 1erzeugt durch Mikrostrukturen