Schwarmzusammensetzung

In Australien bilden wilde Wellensittiche Schwärme von 10 bis 100 Vögeln, daher ist es nicht ratsam, sie alleine zu halten.

Es ist daher unbedingt erforderlich, mindestens zwei Wellensittiche zusammen zu halten, idealerweise jedoch 4 oder mehr.

Die Schwarmzusammensetzung bei der Haltung zu Hause ist nicht nur hinsichtlich der Anzahl, sondern auch in Bezug auf die Verteilung der Geschlechter von großer Bedeutung, um größere Probleme zu vermeiden.

Geschlechterverhältnis

Bei Wellensittichen haben die Hennen sozusagen die „Federn an“1Mensch: „… hat die Hosen an“ und sind somit sehr dominat. Das bedeutet, dass man sowohl nicht nur Hennen zusammen halten kann also auch dass ein Übermaß an Hennen zu Problemen führt, da diese sich nicht nur „zickig“ verhalten, sondern auch gegenseitig „tyranisieren“ können.

Geeignetes Geschlechterverhältnis:

  • nur Hähne
  • gleichviele Hähne wie Hennen (paarweise)
  • mehr Hähne als Hennen (nicht optimal)

Problematisch:

  • nur Hennen
  • mehr Hennen als Hähne

Anzahl an Wellensittichen

Einzelhaltung

Wie bereits erwähnt ist die Einzelhaltung tierartwidrig, da Wellensittiche Schwarmvögel sind.

Zudem verstößt diese genau genommen auch gegen das deutsche Tierschutzgesetz, was übrigens auch für die Haltung ohne Freiflug zutrifft.

Tierschutzgesetz (TierSchG §2)
Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,
  1. muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen,
  2. darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden,
  3. muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.

Wenn man das Ganze mal „übersetzt“ bedeutet das im Hinblick auf Wellensittiche, dass diese artgerecht gehalten werden müssen, was bei Schwarmvögeln natürlich eine Einzelhaltung ausschließt.

Folgen

Bei Schwärmen bietet der ständige Ruf- und Sichtkontakt zu Artgenossen ein Gefühl von Sicherheit.

Bei der Einzelhaltung versucht der Vogel das dadurch zu kompensieren, dass er versucht unnatürlich engen Kontakt zum Menschen aufzunehmen bzw. manchmal sogar seine Sprache zu imitieren.

Das hat allerdings nur wenig mit Zutraulichkeit, sondern lediglich mit „purer Verzweiflung“ zu tun. Hinzu kommt dann noch, dass der Pseudo-Artgenosse nicht ständig in Ruf- bzw. Sichtweite, was dann noch eine zusätzliche erhebliche Belastung für den Vogel darstellt.

Verhaltensstörungen

Über kurz oder lang führt das dann zu Verhaltensstörungen, wie z.B. Gegenstände, glänzende Oberflächen oder gar den Finger des Menschen in Ermangelung eines echten Artgenossen zu füttern.

Der Versuch der Gefiederpflege oder eines „liebevollen“ Knabberns hingegen gegen kann für den Menschen sogar ziemlich schmerzhaft werden, da diesen das „Federpolster“ fehlt, was regelmäßig zu Fragen wie „Warum beißt mich mein Wellensittich (bzw. greift mich an)“ in den verschiedenen Internetforen führt.

Häufig führt die Einzelhaltung letztendlich noch zu zwanghaften Paarungsversuchen mit Gegenständen oder auch den Händen bzw. manchmal auch den Füßen des Menschen. Spätestens nach der 3 Wiederholung kurz hintereinander ist das alles andere als lustig.

Im fortgeschrittenem Stadium kommt es dann oft zum Federrupfen und Selbstverstümmelung. Auch kann es zu Mauserstörungen sowie zu einer extreme Anfälligkeit für Infektions- und Tumorerkrankungen aufgrund seelischer Frustrationen kommen.

Schlussendlich kann man davon ausgehen, dass ein Fehlen von echten Artgenossen ähnliche Auswirkungen hat, wie Depressionen beim Menschen und damit auch nicht unbedingt der Lebenserwartung des Wellensittichs zuträglich ist.

Ein Paar bzw. zwei Hähne

Die kleinste noch vertretbare Anzahl ist die Haltung von zwei Wellensittichen, in Form einens gegenschlechtlichen Paares oder von zwei Hähnen (niemals 2 Hennen!).

Allendings sollte man das eher als Notlösung betrachten, da Wellensittiche, wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann, erst ab einer Anzahl von vier Exemplaren wirklich „aufleben“ und richtig aktiv werden.

Drei Wellensittiche

Drei Wellensittich ist eine ausgesprochen ungünstige Anzahl und dürfte in den wenigsten Fällen wirklich funktionieren, da bei dieser Konstellation stets einer von diesen „außen vor“ ist, also sozusagen das sprichwörtliche „dritte Rad am Wagen“.

Falls man das wirklich ausprobieren möchte, muss man sich darüber im Klaren sein, dass man mit hoher Wahrscheinlichkeit über kurz oder lang noch einen vierten Wellensittich hinzuholen muss.

Vier Wellensittiche oder mehr

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man am Besten mindestens vier Wellensittiche zusammen halten sollte, damit diese sich wohlfühlen.

Hierbei sollte man möglichst auf eine gerade Anzahl achten, auch wenn erfahrungsgemäß eine Anzahl wie z.B. fünf Wellensittiche funktionieren kann, aber nicht zwangsläufig muss.

Bei einer ungeraden Anzahl sollte man also stets im Hinterkopf behalten, dass man eventuell noch einen Wellensittich dazu holen muss, falls einer ausgegrenzt ist.

Doris Quinten „Ziervogelkrankheiten“, S. 19 Herman Kempf „Gesunde Wellensittiche“, S. 24f. Mareike Langenberg „Wellensittiche halten“, S. 18f Wencke S. Schacht „Wellensittiche – So geht es deinen Tieren gut“, S.16f. Tierschutzgesetz (TierSchG §2)

Zusätzliche Informationen

  • 1
    Mensch: „… hat die Hosen an“

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