Von Wellensittichen gibt es inzwischen viele Zuchtformen von den Hansi-Bubis, die noch am Nächsten an der Wildform liegen über die großen Standard-Wellensittiche bis hin zu einigen sehr zweifelhaften Zuchtformen.
Wildform
Die Wellensittiche (Melopsittacus undulatus) stammen ursprünglich aus Australien, wo sie in den heißen halbtrockenen und trockenen Landschaften im Landesinnern in riesigen Schwärmen zusammenleben.
In der freien Natur gibt es keine unterschiedlichen Farbschläge, da diese besonders auffallen und Fressfeinden zum Opfer fallen würden. Somit sind die wilden Wellensittiche in Australien alle grün-gelb, was für diese gleichzeitig eine relativ gute Tarnung darstellt.
- Größe: 16 – 20cm
- Gewicht: ca. 30g
- Gefieder: Hellgrüne bis sattgrünes Gefieder mit schwarzer Wellenzeichnung, einem gelben Gesicht und blauschwarzen Schwanzfedern. Zudem haben sie jeweils 3 Kehltupfen und blauviolette Bartflecken
Hansi – Bubi
Bei den Wellensittichen, die normalerweise hier gehalten werden, handelt es sich um die sogenannten „Hansi-Bubis“. Diese Zuchtform kommt der ursprünglichen Wildform noch ziemlich nahe, wobei es sie aber, im Gegensatz zu dieser, in vielen unterschiedlichen Farbschlägen gibt .
- Größe: ca. 16 – 19cm
- Gewicht: ca. 30 – 45g
- Gefieder: Viele verschiedene Gefiederfarben, je nach Farbschlag. Zudem jeweils maximal 3 Kehltupfen.
Rainbow
Bei den Rainbow-Wellensittichen handelt es sich eigentlich nur um einen besonderen Farbschlag der Hansi-Bubis.
Das Besondere bei diesem sind die ineinander verlaufenden Farben. Im Grunde genommen handelt es sich dabei um einen Gelbgesicht-Opalin-Hellflügel in Hellblau, Dunkelblau, Mauve, Lila oder Zimtfarben.
Nachdem Rainbows bei vielen Züchtern und Haltern so beliebt sind, sind diese inzwischen leider oft besonders stark überzüchtet und entsprechend anfällig für Krankheiten.
- Größe: ca. 16 – 19cm
- Gewicht: ca. 30 – 45g
- Gefieder: Gefiederfarben aus der Blaureihe. Zudem jeweils maximal 3 Kehltupfen.
Farbwellensittich
Eine eher unbekanntere „Zuchtform“ bzw. Variante des Hansi-Bubi stellt der Farbwellensittich dar, der in Größe und Farbgebung näher an der ursprünglichen Wildform sein soll, als der normale Hansi-Bubi.
Auf Zuchtschauen wurden Farbenwellensittiche nach deren Zulassung offenbar im Januar 2011 bei Deutschen Meisterschaft des DKB das erste Mal präsentiert.
Diese Sittiche sollen meist etwas kleiner als die normalen Hansi-Bubi sein, wobei das ausschlagebendens Merkmal die sogenannten „Mausaugen“ sein sollen, was bedeutet, dass man beide Augen erkennen kann, wenn man ihn von vorne anschaut.
Ansonsten wird in der Zucht eine intensive und gleichmäßige Körpergrundfarbe sowie eine kräftige und klar abgegrenzte Wellenzeichnung (außer Albino & Lutino) angestrebt.
Farbenwellensittiche sind sehr agil und temperamentvoll.
- Größe: 17 – 18cm
- Gewicht: ca. 35-40g
- Gefieder: Die Grundfarbe sollte rein, kräftig und gleichmäßig und die Zeichnung intensiv sowie klar abgegrenzt sein. Zudem haben diese insgesamt 6 runde Kehltupfen.
- Augen: „Mausaugen“ ( = von vorne sichtbar )
Farbwellensittichzucht vs. Vermehrungszucht
Bevor am 02.10.2010 die Farbwellensittich in das Schauprogramm des DKB aufgenommen und entsprechende Zuchtziele ausgearbeitet wurden, verwendete man die Bezeichnung der Farbwellensittichzucht zur Abgrenzung von der Vermehrungszucht.
Während man bei der Vermehrungszucht auf die Koloniebrut setzte und die resultierenden Farbschläge zweitrangig waren, nutzte man bei der Farbwellensittichzucht ausgewählte Zuchtpaare mit dem Ziel bestimmter Farbschläge. Die Ergebnisse waren somit beide Hansi-Bubis, die sich nur in der Zuchtmethode unterschieden.
Seit 2011 gibt es aber einen Standard für Farbwellensittiche, deren Kriterien und Zuchtziele genau definiert sind, womit sich diese nun in der Regel vom „normalen“ Hansi-Bubi unterscheiden sollten.
Allerdings kann man nicht ausschließen, dass von manchen Züchtern immer noch der Begriff der Farbwellensittichzucht für „normale“ Hansi-Bubis verwendet wird, die nicht in Folge einer Koloniebrut entstanden sind.
Halbstandard
Der Halbstandard-Wellensittich ist eine Mischform aus dem Hansi-Bubi und dem Standard. Im Gegensatz zu den Schauwellensittichen haben diese aber nicht dieselben Probleme bezüglich des Fliegens und Sehens.
Diese sind nicht nur größer, sondern haben häufig (je nach Farbschlag) deutlich mehr als jeweils 3 Kehltupfen und eine ausgeprägte Stirnpartie.
- Größe: ca. 20 – 21cm
- Gewicht: ca. 45g
- Gefieder: Viele verschiedene Gefiederfarben, je nach Farbschlag. Häufig jeweils mehr als 3 Kehltupfen.
Standard
Bei den Standard-Wellensittichen handelt es sich meist um die sogenannten Schauwellensittiche, die auf bestimmte Merkmale und „Schönheitsideale“ hin gezüchtet werden.
Diese sind deutlich größer als die Hansi-Bubis, haben einen gedrungen, kräftigen Körperbau und eine etwas vorgewölbte Stirn. Die Augen wirken eher eingesunken und sind häufig teilweise von Federn verdeckt.
Das Flugverhalten dieser kann man als sehr behäbig bezeichnen und gibt aber auch Schauwellensittiche die so groß sind, dass ihnen das Fliegen schwer fällt.
- Größe: ca. 22 – 26cm
- Gewicht: ca. 50 – 55g
- Gefieder: Voluminöseres Gefieder in verschiedenen Farbschlägen. Allerdings meist jeweils 6 große Kehltupfen.
Problematische Zuchtziele & Qualzuchten
Definition
Schauwellensittiche
Allgemein
In der Schau-Wellensittichzucht sind Exemplare das Zuchtziel, die durch ihre ungewöhnliche Körpergröße, Kopfbreite und Kopfrundung auffallen.
Problematik
Durch gewünschte Zunahme von Körpermasse und Körpergröße hat sich bei vielen Schauwellensittichen eine gewisse Trägheit (Lethargie) eingestellt.
Untersuchungen ergaben zudem, dass Schauwellensittiche eine erheblich geringere Lebenserwartung aufweisen.
Neben einer Einschränkung des Gesichtsfeldes durch die ausgeprägte Kopfbefiederung, neigen Wellensittiche mit stark ausgebildeter Befiederung rund ums Auge (periokularer Befiederung) häufig zu Bindehautentzündungen (Wellensittich-Konjunktivitis).
Haubenwellensittiche
Allgemein
Reinrassige Haubenwellensittiche (homozygot), bei denen beide Elternteile über das entsprechende Gen verfügen, weisen mindestens zwei Haubenbildungszentren auf.
Während sich bei den anderen Haubenwellensittiche (heterozygot) lediglich ein Federwirbel am Vorderkopf befindet.
Problematik
Beide Formen der Haubenwellensittiche weisen eine ungewöhnlich hohe Sterblichkeit von 48% auf.
Die Sterblichkeit (Letalität) ist in der Ausbildung eines Wasserkopfes (embryonalen Hydrocephalus) begründet, der am 12. Bruttag den Tod aufgrund von Gehirnblutungen zur Folge haben kann.
Die überlebenden Vögel zeigen aufgrund der abnormen1= nicht normal Gehirnvergrößerung zahlreiche ungewöhnliche Merkmale bzw. Defekte (Anomalien):
- Muskeltremor ( = Zittern der Muskeln)
- Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen
- ungewöhnliches Verhalten (Verhaltensdefekte)
Bei reinrassigen Haubenwellensittichen wurden zudem noch kleinere Eier mit schwächliche Küken beobachtet, die dann oft während des Auschlüpfens sterben.
Feather Duster
Allgemein
Der erste Feather Duster war im Jahre 1974 in einer englische Zeitschrift zu sehen.
Diese sind wohl in den 70er Jahren häufiger aufgetreten und wurden offenbar sogar teilweise gezielt gezüchtet.
Problematik
Trotz diverser Zuchtversuche handelt es sich eigentlich um eine Erkrankung (Gen-Defekt), die in hoch gezüchteten Zuchtstämmen, wie den sogenannten Schauwellensittichen auftreten kann.
Dabei handelt es sich um eine Befiederungsanomalie in Form eines abnormalen Federwachstums.
- 4 – 6 mal längere Federn als bei normalen Wellensittichen
- ca. doppelt so lange Schwung- und Schwanzfedern
- stark sichtbehindert
- weitestgehend flugunfähig
Feather Duster werden in der Regel maximal 9 – 12 Monate alt, wobei aber ein großer Teil der Jungvögel bereits vor dem Selbständigwerden stirbt.
Über die Vererbung dieses Gen-Defektes sind keine zuverlässigen Angaben verfügbar. Man geht davon aus, dass es sich dabei um einen autosomal rezessiver Erbgang („Chrysanthemum-Faktor“) handelt. Vereinfacht bedeutet das, dass die Küken dieser Elterntiere entweder komplett gesund oder gesund aber Genträger sind. Als dritte Möglichkeit können sie aber auch an dem Gendefekt (Feather Duster) leiden.
In Deutschland verstößt die Zucht des Feather Dusters gegen das Tierschutzgesetz, womit die Elterntiere bei einem ungewollten Auftreten eine Feather Dusters zwangsläufig aus der Zucht genommen werden müssen.
Zusätzliche Informationsqellen:
- 1= nicht normal