Allgemein
Das Fortpflanzungsverhalten der Wellensittiche weicht stark von dem vieler anderer Tierarten und Vögeln ab, was die Privat- und Hobbyzucht ohne das notwendige Wissen problematisch macht.
Denn diese sind opportunistische Brüter, womit diese unabhängig von der Jahreszeit und anderen Bedingungen nur dann Brüten, wenn entsprechende günstige Brutbedingungen vorherrschen. Darunter ist zum einen das Vorhandensein geeigneter Bruthöhlen und zum anderen ein geeignetes und ausreichendes Nahrungsangebot zu verstehen.
Auch professionelle Züchter haben keine Nistkästen in den eigentlichen Volieren, da sie die Wellensittich-Pärchen vor dem Beginn der Zucht separieren, um diese z.B. mit geeignetem, nährstoffreichen Futter auf die Brut vorzubereiten und Problemen mit anderen Artgenossen vorzubeugen.
Die meisten Probleme bei der Hobbyzucht sind auf eine falsche bzw. unzureichende Ernährung zurückzuführen, da die Wellensittiche, im Gegensatz zu ihren wilden Artgenossen, darauf angewiesen sind, dass ihnen der Züchter ein geeignetes Futter mit allen für die Brut benötigten Nährstoffen zur Verfügung stellt.
Privat- und Hobbyzucht oder gar Wohnzimmerzuchten durch unerfahrene Laien oder Amateuren mit unzureichendem Wissen kann man meist nur als verantwortungslos bezeichnen. Die Resultate aus einer Hobbyzucht sind leider viel zu oft kranke oder gar verkrüppelte Küken. Zudem besteht immer auch das Risiko, dass die Henne bei einer unsachgemäßen Hobbyzucht zu Schaden kommt oder womöglich stirbt.
Somit sollte man die Zucht von Wellensittichen erfahrenen Züchtern mit dem entsprechendem Fachwissen überlassen, die bei auftretenden Problemen auch wissen was zu tun ist bzw. es gar nicht erst soweit kommen lassen.
Mögliche Probleme bei der Henne
Deformierte Eier
Umständen können deformierter Eier entstehen, deren Schale unterschiedlich dick oder extrem rau und porös ist. Diesen können eine schwere Legenot oder einen Legedarmvorfall (Legedarmprolaps) bzw, Kloakenvorfall zur Folge haben, die beide lebensgefährlich für die Henne sind. Dabei ist oft nur das sofortige Eingreifen eines vogelkundigen Tierarztes die einzigste Möglichkeit die Henne zu retten. Hierfür gibt es verschiedene Ursachen.
- Fehlernährung
- Kalziumunterversorgung
- Legedarmentzündung
- Störung im Kalziumstoffwechsel
Legenot
Bei Eiablage kann es zu Problemen kommen, der sogenannten Legenot. Dabei steckt das Ei im Körperinnern fest und kann entweder nur unter größten Anstrengungen oder überhaupt nicht aus eigenen Kraft gelegt werden, was für die Henne tödlich enden kann.
Hierfür gibt es unterschiedliche Ursachen.
- unausgewogene Ernährung vor der Brutperiode und den daraus resultierenden Nährstoffmangel
- starkes Übergewicht
- Erkrankungen, die eine allgemeine Schwächung zur Folge haben
- Verausgabung durch das vorherige Legen zu vieler Eier
- zu hohes Alter (ca. >= 8 Jahre)
Kloaken- bzw. Legedarmvorfall
Mitunter klebt bzw. haftet ein Ei (z.B. deformierte Eier) so fest am Legedarm, dass dieser teilweise mit nach draußen gepresst wird. Die Schleimhaut stirbt dann innerhalb weniger Stunden ab und wird nekrotisch.
Bei einem Kloaken- oder Legedarmvorfall besteht akute Lebensgefahr und viele Henne sterben in einem solchen Fall innerhalb kürzester Zeit.
Legezwang
Bei Wellensittichen kommt es relativ oft zu einem übersteigerter, abnormer Bruttrieb, dem sogenannten Legezwang.
Dadurch verausgabt sich die Henne relativ schnell (benötigte Nährstoffe für die Eier) und durch die ständige Beanspruchung des Legedarms kommt es zu eine Überreizung der Schleimhaut, was dann zu einer Legedarmentzündung führen kann.
Des weiteren bekommen Hennen mit Legezwang nach einiger Zeit brüchige Knochen, da irgendwann nicht mehr genug Kalzium zur Verfügung steht und es werden dann auch nur noch „Windeier“ ohne harte Kalkschaleschale gebildet.
Bei einer durch den Legezwang erschöpften Henne, ist die Gefahr einer Legenot oder eines Kloaken- bzw. Legedarmvorfall recht groß.
Lähmung durch ein verrutschtes Ei
Wenn durch einen Unfall, z.B. einen Sturz der Henne, das Ei verrutscht kann dieses gegen die Wirbelsäule drücken und die dort verlaufenden Nervenstränge quetschen. Das kann zur Folge haben, dass die Henne ihre Beine nur noch schlecht oder gar nicht mehr bewegen kann.
Schnabelstrukturveränderungen
Bei einer Unterversorgung mit Vitamin A, Biotin, Pantothen- und Folsäure sowie Kalzium während der Brut kann das Schnabelhorn brüchig und porös werden. In Folge dessen kann es zu Einrissen, einer Spaltung oder einem Schnabelbruch kommen.
Verletzungen und Erkrankungen der Küken
Budgerigar Fledgling Disease (BFD)
Hierbei handelt es ich um die sogenannte „Wellensittich-Nestlings-Krankheit“ , die durch Polyomaviren verursacht wird. Hierbei verkümmern die Küken nach dem Schlupf und sterben in der Regel innerhalb von 2 Wochen.
Gefiederstörungen
Die Ursachen hierfür können zum einen aggressive Elterntiere sein, die den Küken Federn ausrupfen und zum anderen Krankenheiten, die dann oft auch tödlich für die jungen Wellensittiche enden können.
- Plötzlich großflächig fehlende Federn durch aggressive Elterntiere
- Spärlich wachsende, brüchige Federn durch Nährstoffmangel (unzureichendes Aufzuchtfutter)
- Ausfallende Schwung- und Schwanzfedern sowie verdrehte Federn durch die ansteckende und nicht heilbare „Französische Mauser“ (Polyomaviren) oder die hochgradig ansteckende und unheilbare „Psittacine Beak and Feather Disease“ (Circoviren).
Küken ohne Augen
Zum Glück ist es sehr selten, dass Küken ohne Augen geboren werden. Allerdings kann bei bestimmten Farbschlägen anfangs die Eindruck entstehen, da diese keine oder nur wenige dunkle Farbpigmente haben und die Augen daher unter den geschlossenen Augenlidern nicht zu erkennen sind. So kommt es oft vor, dass diese eigentlich gesunden Küken von unerfahrenen Züchtern getötet werden.
Henne attackiert Küken
Es kommt immer wieder vor, dass eine vormals „fürsorgliche“ Henne plötzlich ihre Küken attackiert und verletzt oder sogar tötet. Die Ursachen hierfür sind oft nur schwer zu ermitteln.
Rupfen
Plötzlich großflächig fehlende Federn, die durch Elterntiere ausgerupft wurden.
Schnabelverletzungen
Das Schnabelhorn der Küken ist anfangs noch sehr weich und empfindlich. Es reichen folglich schon kleinste Unfälle, um dieses brechen oder einreißen zu lassen. Die Folge davon sind in den meisten Fällen schwere Blutungen und später ein schiefes Nachwachsen des Schnabels. Bei schwereren Verletzungen besteht auch die Gefahr, dass das Küken verhungern kann.
Probleme beim Schlüpfen
Es kommt immer wieder vor, dass sich ein voll entwickeltes Küken nicht selber aus dem Ei befreien kann. Hierfür gibt es verschiedene Ursachen.
- Zu kleine Eier durch eine falsche Ernährung der Henne vor und während Brut (Nährstoff- und Kalziummangel).
- Ungenügende oder unterbrochene Wärmezufuhr während der Brutphase.
- Zu geringe Luftfeuchtigkeit im Nistkasten.
Spreizbeine
Bei einigen Küken kann es zu Komplikationen kommen und sie entwickeln eine einseitige oder in schwerwiegenden Fällen eine zweiseitige Beinfehlstellung.
Dies kann verschiedene Ursachen haben und ohne korrekte Behandlung zu schweren Behinderungen führen.
- Hüftluxationen bei den Nestlingen (v.a. beim Fehlen einer Nestmulde)
- Verbogene Beinknochen durch eine zu nährstoffarme Ernährung (z.B. Vitamin D – Mangel)
Verdrehte oder schiefe Beine
Unter bestimmten Umständen können während er Wachstumsphase Fehlstellungen der Beine und Füße auftreten. Die Ursache hierfür ist die sogenannten „Rachitis„, einer mehr oder weniger deutlich ausgeprägten Fehlstellung der Knochen. Diese wird durch einen Nährstoffmangel hervorgerufen, der in den meisten Fällen durch eine Fehlernährung auftritt.
Verwaiste oder verstoßene Küken
Es kann vorkommen, dass die Henne plötzlich stirbt oder daran gehindert wird, den Nachwuchs zu versorgen, was katastrophale Folgen für die Nestlinge hat. Diese können dann nur durch eine Handaufzucht gerettet werden, was selbst für erfahrene Züchter eine große Herausforderung darstellt.