Nachwuchs – eine gute Idee?

Hier der erste Gast-Beitrag auf Welli@Home von BudGie zum Thema Wohnzimmerzucht.

Nachwuchs - eine gute Idee?

Sollten Wellensittiche Nachwuchs kriegen?

Wenn du glaubst, dass es easy ist, deine Wellensittiche brüten und Nachwuchs bekommen zu lassen, solltest du dies vorher lesen.

Oft liest man diese und weitere Sätze:

  • „Kann ja nicht schwer sein, ist ja ganz natürlich, die wissen schließlich was sie tun.“
  • „Es soll ja auch nur einmal sein.“
  • „Meine Kinder können dabei was lernen.“
  • „Eier sind eh schon da, jetzt kann ich es nicht mehr stoppen.“
  • Wenn sie brüten wollen muss ich sie machen lassen“

Was passiert denn vor, während und nach der Brut?

Henne & Hahn

Hat sie günstige Bedingungen wie in der Natur, wird die Henne brutig und sucht nach dunklen Ecken um eine Bruthöhle zu finden wo sie ihre Eier legen und ihren Nachwuchs aufziehen kann.

Vorbereitung

Damit die Henne und der Hahn das ganze Prozedere des Kinder kriegens gut überstehen, fressen sie sich in freier Natur Reserven an. Was aber im Wohnzimmer nicht möglich ist, wenn der Halter keine Ahnung hat.

Das Pärchen nimmt darauf aber keine Rücksicht, weil ihr Instinkt ihnen sagt, dass es Zeit ist zu brüten.

Werden die Eier im Körper der Henne gebildet, muss sie auch die Schale bilden. Dazu benötigt sie Calcium, aber wenn dieses im Vorfeld nicht aufgenommen wurde und somit während der Brut nicht zur Verfügung steht, entzieht die Henne das Calcium ihrem eigenen Körper und hat keine Chance ihre eigenen Reserven wieder aufzufüllen. Was Calcium-Mangel in den Knochen für Folgen hat darf jeder gerne selber googeln.

Aufzucht des Nachwuchs

Sind die Küken geschlüpft geht der Kraftakt erst richtig los. Der Hahn schafft Futter ran um die Henne zu füttern, später auch die Küken. Ohne ein entsprechend reichhaltiges Nahrungsangebot zehrt der Hahn von seinen eigenen Reserven.

Dasselbe passiert bei der Henne, die in der ersten Zeit noch die zusätzliche Aufgabe hat, das Futter altersgerecht an die Küken zu verteilen. Ein gerade geschlüpftes Küken bekommt von der Mama einen feineren Futterbrei als das 8 Tage alte Geschwisterkind.

Probleme

Manche Hennen sind so brutwütig, das sie ein zweites Gelege anfangen möchten, obwohl die aktuelle Brut noch gar nicht ausgeflogen ist. Sie vertreiben dann die Küken mit Schnabelgewalt, was die Küken nicht nur verletzten, sondern unter Umständen auch töten kann.

Auch können unerfahrene Hennen im Brutstress ihren Nachwuchs rupfen oder sogar töten. Auch deswegen lassen Züchter nie und nimmer nur ein Paar brüten, falls Küken bei einem zweiten Paar untergelegt werden müssen.

Hat ein Pärchen unter ungünstigen Bedingungen eine Brut hinter sich, kann man davon ausgehen, dass sie diese Lebenszeit gekostet hat. Im wahrsten Sinne des Wortes leben sie 1 bis mehrere Jahre weniger als sie eigentlich sollten.

Stirbt ein Elternteil während der Brut, hat der noch vorhandene Teil doppelt so viel Arbeit und im schlimmsten Fall sind die Küken noch zu jung um z.B. vom Vater gefüttert zu werden. Denn junge Küken können die vom Vater gegebenen ganzen Körner gar nicht verdauen und würden dadurch sterben.

Dann bleibt nur die Handaufzucht, welche mit weiteren Risiken verbunden ist.

Küken

Schaffen Mama und Papa es nicht ihren Nachwuchs mit allen Vitaminen und Mineralien zu versorgen, können die Küken Fehlbildungen bzw. Fehlstellungen entwickeln.

Häufig kommen Spreizbeine vor, die nur in einem frühen Stadium von einem vogelkundigem Tierarzt gerichtet werden können.

Zudem können die Küken schwere Krankheiten wie z.B. Rachitis bekommen, wodurch auch ihre Lebenszeit verkürzt wird.

Wurden sie von der Henne gerupft, kann das dauerhafte Gefiederschäden bedeuten und im schlimmsten Fall lebenslange Flugunfähigkeit.

Aus normalen Körnerfutter können die Eltern nicht Nährstoffe bekommen, welche die Küken brauchen, wodurch die beschriebenen Probleme dann vorprogrammiert sind.

Fazit

Abgesehen von den Problemen bei der Brut und Aufzucht des Nachwuchses sind auch noch folgende Dinge zu bedenken.

Wenn die eigenen Wellensittiche brüten, sollte man auch in der Lage sein 1 – 10 zusätzliche Wellensittiche halten zu können.

Sprich es werden nicht nur Platz, sondern auch finanzielle Mittel benötigt, um z.B. Futter etc. sowie Tierarztkosten zu bezahlen.

Jeder zusätzliche Vogel bedeutet höhere Wahrscheinlichkeit, dass einer mal krank wird und zum Tierarzt muss (aus welchen Gründen auch immer).

Macht man sich diese ganzen Gründe mal bewusst, warum man seine Wellensittiche NICHT brüten lassen sollte, wird mir wohl jeder verantwortungsvolle Halter zustimmen, dass es schlichtweg nicht ratsam ist.

Dieser „kleine“ Text ist mit Sicherheit unvollständig und stellt lediglich einen Abriss dar.

Bitte macht nicht den Fehler eure Wellensittiche unüberlegt brüten zu lassen, wenn ihr mit den Folgen nicht umgehen könnt bzw. nicht über das notwendige Fachwissen verfügt.

Bud Gie

Bud Gie

Gastautor zum Thema Wohnzimmerzucht

Zusätzliche Informationen zu den möglichen Problemen:

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