Leider findet man selbst bei bekannten Anbietern auch immer wieder fragwürdige Körnermischungen bzw. Inhaltsstoffe, auf die man besser verzichten sollte.
Problematische Inhaltsstoffe
Bekanntermaßen macht die Dosis eines Wirkstoffes, also die Menge pro kg Körpergewicht, das Gift und entscheidet somit, ob bestimmte Inhaltsstoffe unbedenklich oder gesundheitsschädlich sind.
Genau hier liegt bei Wellensittichen das Problem mit potenziell gesundheitsschädlichen Stoffen, da diese gerade mal ca. 40 g auf die Waage bringen. Zudem entspelzen Wellensittiche die Körner, anstatt diese im Ganzen mit der Schale zu verschlucken.
Rechenbeispiele:
- Während die empfohlene Höchstmenge an Leinsamen1cyanogene Glycoside beim Menschen (60 kg) bei 30 g liegt, wären das auf einen Wellensittich (40 g) umgerechnet nur noch 0,02 g bzw. 20 mg.
- Wenn ein Wellensittich einen Zwiebelwürfel frisst, müsste ein Mensch für die gleiche Dosis an S-Methyl-Cystein-Sulfoxid ca. 1500 Zwiebelwürfel essen.
Bedauerlicherweise gibt es praktisch keine Grenzwerte für Vögel im Hinblick auf problematische Inhaltsstoffe, sodass man lediglich die Grenzwerte für Menschen herunterrechnen kann, was allerdings nicht unbedingt zuverlässig ist und somit immer noch riskant sein kann.
Giftstoffe: Alkaloide Palustrin und Palustridin
Das Enzym Thiaminase zerstört das Vitamin B1 und kann somit zu schweren Stoffwechselstörungen führen.
Der Schachtelhalm bzw. das Zinnkraut gilt als tiergiftig und die Giftstoffe bleiben auch im getrockneten Zustand erhalten.
Giftstoffe: Phytoöstrogene, Cumestrol, Coumestan, Genistein, Formonetin, Canavanin
Die Samen bzw. Pflanzenteile des Alfalfa bzw. der Luzerne enthalten als natürlichen Fraßschutz den Giftstoff Canavanin.
Bei Alfalfa-Sprossen ist der Giftstoff erst nach dem 7. Keimtag abgebaut und sie können erst dann verzehrt werden.
Giftstoffe: Alliin, Diallyldisulfid & Diallyltetrasulfid
Dieser gilt für Nager, Reptilien, Säugetiere & Vögel als stark giftig und führt zu Kreislaufstörungen, Magen-Darm-Beschwerden und Anämie.
Giftstoffe: Alliin, Diallyldisulfid, Diallylthiosulfonat
Dieser gilt für Nager, Reptilien, Säugetiere & Vögel als stark giftig und führt zu Kreislaufstörungen, Magen-Darm-Beschwerden und Anämie.
Giftstoff: Tetrahydrocannabinol
Auch wenn die sterilisierten Samen nur sehr wenig THC enthalten sollen, sind die Samen doch sehr kalorienreich und können zudem die Brutlust der Sittiche steigern.
Giftstoffe: cyanogene Glycoside (⇒ Blausäure)
Diese Glycoside werden im Organismus durch das Enzym Linamaras in Blausäure umgewandelt. Bei entspelzten, geschroteten oder gequetschten Leinsamen ist die Menge der freigesetzten Blausäure noch einmal höher.
Blausäure beeinträchtigt bzw. blockiert die Zellatmung und kann in entsprechender Menge zum Tod führen.
Als Richtwert sollten Wellensittiche pro Tag nicht mehr als 20 mg Leinsamen erhalten.
Giftstoffe: Alkaloide (z.B. Morphin, Codein und Papaverin)
Für den menschlichen Verzehr sind spezielle morphinarmen Sorten des Schlafmohns (Blaumohn) zugelassen, allerdings ist dieser trotzdem tiergiftig und wirkt sich v.a. auf das zentrale Nervensystem und die Atmung aus.
Giftstoffe: keine
Giftstoffe: Glycyrrhizin
Das in der Süßholzwurzel enthaltene Glykosid „Glycyrrhizin“ kann bei einer zu hohen Dosis zu einer Veränderung des Mineralstoffwechsels mit Natriumanreicherungen und Kaliumverlusten führen.
Hierzu zählen z.B. Lauch bzw. Porree, Lauchzwiebeln, Zwiebeln & Schnittlauch.
Giftstoff: S-Methyl-Cystein-Sulfoxid u.a.
Die Giftstoffe zerstören den roten Blutfarbstoff, was eine Hämolyse zur Folge hat und somit zu einer Anämie führen kann.
Aufgrund ihres geringen Gewichtes ist die Wahrscheinlichkeit einer Anämie bei Wellensittichen deutlich höher als bei anderen Tieren.
Fragwürdige Körnermischungen
Es ist nicht wirklich einsichtig, warum in einigen Körnermischungen potenziell gesundheitsgefährdende oder auch nur umstrittene Saaten oder Pflanzen verwendet werden, wenn man diese problemlos durch unbedenkliche Inhaltsstoffe ersetzen oder einfach weglassen kann.
Ein weiteres Problem ist, dass nur selten angegeben wird, in welcher Menge die möglicherweise problematischen Inhaltsstoffe in einer Körnermischung enthalten sind.
Die Liste führt Futtermischungen mir bekannter Anbieter auf, erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Handelsübliche Futtermischungen werden hier nicht aufgeführt.
Bird-Box
- Sittichfutter Hirsefrei: Luzerne (?%)
- Wellensittich Blumenwiese: Luzerne (?%)
- Wellensittich Spezial: Leinsaat, Hanfsaat, Blaumohn, Rübsen (?%)
Birds and more
- Multi-Traum: Leinsamen (0,2 %)
Futterkonzept
- Wellensittich classic: Mohn (?%)
- Wellensittich premium: Mohn, Hanf, Leinsaat (?%)
Körnerbude
- Premium-Mischung: Mohn (?%)
- Wiesentraum-Mischung: Ackerschachtelhalm (?%)
- Mischung Senior: Zinnkraut (?%)
- Mischung Gefieder: Leinsamen & Schachtelhalmkraut (?%)
- Kräutermischung Hepa: Zinnkraut (?%)
- Mischung Gelenk-Aktiv: Ackerschachtelhalm, Schnittlauch & Lauch (?%)
- Wellensittich Sensitive: Bärlauch (?%)
- Mischung Jod: Leinsamen (?%)
- Wellensittich Balance: Leinsamen (?%)
- Kräutermischung Protein Light: Ackerschachtelhalm (?%)
- Hirsefrei: Leinsamen & Lauchflocken (?%)
- Wellensittich Kräuterwohl: Süßholzwurzel (?%)
- Wellensittich Gemüse: Lauch (?%)
Körnerwerkstatt
- Welli Mix Megabakterien: frisch gequetschte Leinsamen (2 %)
Rico’s Futterkiste
- Wellensittich 1: Hanf & Leinsamen (?%)
- Wellensittich 2: Hanf, Rübsen, Leinsaat & Mohn (?%)
- Gemüsegarten: Alfalfa, Leinsaat, Rübsen, Mohnsamen, Knoblauch, Lauch & Zwiebeln (?%)
- Kräuterapotheke: Alfalfa, Leinsaat, Rübsen, Mohnsamen & Süßholzraspel (?%)
Shorty’s
- Shorty’s Wellensittichfutter: Leinsamen (?%)
Neben den oben aufgeführten Anbietern habe ich noch die Körnermischungen folgender Anbieter geprüft:
- 1cyanogene Glycoside