Gastbeitrag von Sittichzucht Mandy Thiele, @sittichzucht_thiele

Im Teil 4 der „Grundlagen der Vererbung“ möchte euch die zweite Mendelsche Regel erklären – die sogenannte Unabhängkeitsregel.
Definition
Es findet eine Kreuzung von Eltern statt, die sich in zwei Merkmalen (dihybrider Erbgang / Dihybridenkreuzung) unterscheiden, für die sie jeweils reinerbig sind. Dabei
werden die jeweiligen Erbanlagen frei und unabhängig voneinander an die Nachkommen vererbt.
Erklärung
Die dritte Mendelsche Regel sagt kurz gesagt aus, dass sich jedes Merkmal unabhängig von den anderen Merkmalen weitervererbt. So können sich die unterschiedlichen Merkmale beliebig kombinieren. Sie sind in der Vererbung nicht aneinander gebunden.
Aber wichtig: Die 3. Mendelsche Regel gilt nur für Gene, die sich auf verschiedenen Chromosomen oder auf demselben Chromosom weit voneinander entfernt befinden.
In beiden Fällen kann während der Meiose (eine Form der Kerntrennung, die bei der Fortpflanzung stattfindet) eine Trennung stattfinden. Wenn die Gene nahe beieinander liegen (also quasi gekoppelt sind), können sie nur gemeinsam vererbt werden.
Auch diese Regel lässt sich wieder an Mendels Erbsen erklären.
Dominant-rezessiver Erbgang
Im „Lehrbuch-Beispiel“ werden wieder Erbsen gekreuzt, die sich voneinander unterscheiden.
Dabei nahm Mendel einmal Erbsen mit den dominanten Merkmalen gelbe Samenfarbe (G) und glatter Form (R).
Die zweite Erbse war grün (g) mit runzliger Schale (r), wobei hier beide Merkmale rezessiv sind. Um das ganze vereinfacht darzustellen, werde ich das Kombinationsquadrat nutzen.

Wie man sieht, greift hier die 1. Mendelsche Regel. Alle Nachkommen in der F1-Generation sind im Geno- und Phänotypen gleich.
Ergebnis:
- Genotyp = GgRr
- Phänotyp = gelb mit glatter Schale
Wenn man jetzt das Beispiel anhand der 2. Mendelschen Regel weiter durchspielt, sieht man, dass nun neue Kombinationen der einzelnen Merkmale entstehen.
Neben gelb/glatt und grün/runzlig entstehen nun gelb/runzlig und grün/glatt.
Und genau das ist die Aussage der Unabhängigkeitsregel.

Dabei entstehen die Kombinationen im Verhältnis 9:3:3:1.
- gelb/glatt (9)
- gelb/runzlig (3)
- grün/glatt (3)
- grün/runzlig (1)
Beispiele bei Sittichen
Ein wunderbares Beispiel für die 3. Mendelsche Regel beim dominant rezessiven Erbgang unter den Sittichen ist die Kombination der beiden Mutationen graugrün (Misty) und dominant gescheckt (Pied) beim Ziegensittich.
Wenn man nun die F1-Generation der Verpaarung1PPMM x ppmm (homozygoter graugrüner Schecke x wildfarbig) miteinander verpaart (⇒ PpMm x PpMm), kann man folgendes Kombinationsquadrat erstellen.

Dabei entsteht wieder die Kombinationen im Verhältnis 9:3:3:1.
- gescheckt / graugrün (9)
- gescheckt / wildfarbig (3)
- einfarbig / graugrün (3)
- einfarbig / wildfarbig (1)
Allerdings spalten sich in diesem Beispiel die 9 graugrünen Schecken (Misty) in verschiedene Ausführungen auf:
- EF gescheckt & EF graugrün (4)
- DF gescheckt & DF graugrün (1)
- DF gescheckt & EF graugrün (2)
- EF gescheckt & DF graugrün (2)
EF: einfaktorig / DF: doppelfaktorig
- 1PPMM x ppmm (homozygoter graugrüner Schecke x wildfarbig)